zum Tod unseres Ehrenobmannes Jakob Gasser
Sein Leben war nicht einfach, dazu war wohl auch die Zeit, in der Joggl seine Kindheit und Jugend verbrachte viel zu aufgeregt. Viele Bauernkinder sind damals in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und sie wurden sehr schnell als Arbeitskräfte auf dem Hof eingesetzt. Ich vermute, dass von daher die sparsame aber auch weitschauende Lebensweise von Joggl herrührt. Er arbeitete mit großer Ausdauer lange als Knecht auf dem Hof seines Bruders Hansl. Seine große Liebe gehörte der Waldarbeit, daher war eines seiner Lebensziele eine eigene Säge zu besitzen, die er bis ins hohe Alter betrieben hat.
Später arbeitete er bei der Forst, bis er schließlich als Arbeiter bei der Fa. Grünig in die Rente gegangen ist.
In den späten Kriegstagen 1944, als er einrücken musste, hat er gemerkt, dass dieser Weg wohl in die Irre führt. Er ist dem Einrückungsbefehl nicht nachgekommen und hat sich als sogenannter „Fahnenflüchtiger“ in den Wäldern von Pfunders aufgehalten. Auch diese Entscheidung erforderte damals Mut.
Die Zeit nach dem Kriege hat er auf seinem Heimathof mitgearbeitet, bis hoch in die siebziger Jahre hat er auf dem „Porscht Felde“, so gut er konnte, noch mitgeholfen.
Er war ein Mann mit Kanten, ein Mann, der vieles angestoßen hat und der deshalb auch bei vielen Menschen angeeckt ist.
Er hat modern gedacht: ein lebendiges Dorf und Dorfleben bilden nämlich Menschen, die ehrenamtlich arbeiten. Solche Menschen finden wir in Vereinen und Verbänden. Hier hat Joggl vieles angeregt.
Unser Ehrenobmann war Gründer der Musikkapelle Pfunders (1951) und war aktiver Musikant bis zum 70. Lebensjahr. Er hat in den schweren Jahren des Beginns den Verein geleitet und sein Wort hatte bei den Musikanten nicht nur damals Gewicht. Bei uns Musikanten klingt noch sein kräftiges „Jowoll“ in den Ohren: Er schloss damit seine spärlichen aber notwendigen Beiträge. Er war beispielhaft bei seinen Probenbesuchen, beispielhaft, wenn es galt auszurücken. Er hat gerne mit uns gefeiert, aber auch hier hatte er einen Grundsatz: Das Feiern müssen wir lassen, wenn es am schönsten ist. Da bleibt eine Feier auch in bester Erinnerung.
Er war Mitbegründer der FF Pfunders. Er war aktiv bis zu seiner Pensionierung und mit Freude dabei. Wir brauchen nur daran zu denken wie hilflos wir oft wären, wenn die Feuerwehrmänner nicht über den Piepser zu erreichen wären.
Joggl hatte auch den sozialen Gedanken in unserer Dorfgemeinschaft mitverwirklicht: Er war Mitbegründer des KVW. Viele landwirtschaftliche Arbeiter haben diesem Verband ihre Alterversorgung zu verdanken.
Ein besonders wichtige Tat, war die Einrichtung der Elektro Verteilungs Genossenschaft Pfunders. Er blieb Obmann bis zu notariellen Auflösung der EVG Pfunders.
Nach der aktiven Zeit bei der Musikkapelle ist er Mitglied der Schützenkompanie Pfunders geworden. Er hat mit Ehrfurcht und Stolz die Schützenfahne getragen: bei kirchlichen Feiern, bei Festen und bei Begräbnissen.
Joggl war ein kritisch denkender Mensch, er hat gerne diskutiert und war hellwach, wenn es um die Südtiroler Landespolitik ging. Er war im wörtlichen Sinne ein Querdenker, er hat oft quer zur allgemeinen Meinung gedacht und damit neue Ideen entwickelt. Oft sind diese Menschen unbequem, aber für ein Dorfleben sind sie wie das Salz in der Suppe.
Joggl war ein treuer Ehemann und gut sorgender Familienvater. Auch seiner Frau und den Kindern dürfen wir danken, dass sie ihm den nötigen Freiraum ließen, damit er so vieles für uns Pfunderer und besonders für Musikantinnen und Musikanten tun konnte.
Wir danken dem Joggl still und beten für ihn einen ehrlichen Vaterunser, wenn die Fahnen über seinem Sarg geschwenkt werden, während seine Musikantinnen und Musikanten das Lied vom „Guten Kameraden“ für ihn spielen.
Er und seine Ideen leben in Pfunders weiter und nicht nur in den Vereinen, bei denen er tätig war.
Joggl Vergeltsgott.
Verfasst von Josef Huber